Matrjoschka

Sie steht vor mir und schaut
mich an –
gerade so, als wollte sie sagen:
„Öffne mich!“
Ich verstehe ihren Blick
und lasse der Neugierde freien Lauf.

So wie ich meine Freunde frage,
was und wie viel in ihnen steckt,
so frage ich sie.

Eins, zwei, drei –
wie die Orgelpfeifen,
noch klein und etwas hilflos,
doch schon selbstständig,
stehen neben ihr,
die sie schützt als Kameradin,
Schwester und Mutter zugleich.


Dresden, 1977


Ein Brief

Freude.
   Liebe.
         Glück
bringt er aus der Ferne,
verwandelt Worte in Gefühle,
lässt die Stimme des Freundes erklingen.

Und weil ich weiß,
wie sehr du diese Stimme brauchst,
schicke ich sie dir auf die Reise.

Ein Hauch von Zärtlichkeit
rauscht dir entgegen,
wenn dies flüsternde Papier
meine Liebesworte überbringt.


Kaluga, 1978


Mein Wunsch

Auf den Moskauer Fernsehturm möchte ich steigen,
um zu schauen,
wo du jetzt bist und was du gerade tust.
Und hätte ich dich entdeckt,
ganz nah
oder in weiter Ferne,
so wünschte ich mir,
mit den Strahlen meiner Liebe
deine Gedanken ergründen zu können.

Denkst du an mich?


Moskau, 1978