Mein musikalischer Werdegang

 

Schon als kleines Mädchen trällerte ich alle möglichen Lieder und Schlager, die ich kannte.Ob beim Spielen oder beim Verrichten von Hausarbeiten, immer sang ich das ganze Repertoire durch.

In der Schule wurde ich sogleich begeistertes Mitglied des Chores. Mächtig stolz war ich, als ich im Weihnachtsprogramm zum ersten Mal solistisch singen durfte. Ich erhielt viel Beifall und begriff dadurch, dass ich offensichtlich recht hübsch singen konnte. Außerdem lernten wir alle in der Grundschule das Flötenspiel. Allerdings war ich eine der wenigen, die es tatsächlich auch konnten. Es machte mir riesigen Spaß, auch andere Stücke, die wir nicht in der Schule gelernt hatten, auszuprobieren.

Da begann sich wahrscheinlich meine Leidenschaft für das Musizieren zu entwickeln. Deshalb wünschte ich mir von meinen Eltern eine Gitarre.

 Ich war gerade acht Jahre alt, als mir dieser Wunsch zu Weihnachten erfüllt wurde. Aber ich war schon mächtig enttäuscht, als der Gitarrenlehrer, bei dem ich mich recht bald vorstellte, sagte, dass ich noch zu klein wäre, ich müsse noch warten, bis ich größere Hände hätte. Ich musste mich sehr lange gedulden, denn ich schien ewig nicht zu wachsen. Immer wieder bettelte ich meinen Vati, mich endlich anzumelden. Zwischendurch hatte er es wahrscheinlich auch mal vergessen. Jedenfalls ließ ich nicht locker.

Als ich 14 war, stand der Sache nichts mehr im Wege. Eifrig erlernte ich das Spielen auf einer Konzertgitarre. Mein Gitarrenlehrer, Herr Töppel, ein bekannter Komponist der Oberlausitz, schrieb mir immer in das Mitteilungsheftchen für die Eltern ein, wie ich meine Hausaufgaben erledigt hatte. Einmal habe ich mich beim Einholen von Vatis Unterschrift sehr geschämt, denn ich hatte auf ein recht schwieriges Stück nur ein „Befriedigend“ erhalten. Das sollte mir nicht mehr passieren. Diesen Ehrgeiz hatte ich. Von nun ab übte ich fleißiger. Nach zwei Jahren Unterricht verstarb plötzlich mein Lehrer. Aber alle wichtigen Grundlagen waren gelegt, ich spielte weiter, probierte Neues aus und lernte immer mehr dazu.

Von nun an war die Gitarre mein Begleiter bei allen wichtigen Ereignissen. Ich spielte bei Schulprogrammen, am Lagerfeuer in Russland und bei Freundschaftstreffen. Und ich sammelte Liedertexte. Damals musste man die noch per Hand aufschreiben. So entstand mein erstes selbst geschriebenes Liederbuch, das ich mit zwölf Jahren angelegt hatte. Mittlerweile gibt es sieben davon.

Nach meinem Studium merkte ich sehr schnell, dass es auch für den Russischunterricht sehr nützlich ist, beim Erlernen von Liedern die Gitarre einzusetzen. Selbst im Geschichtsunterricht ergab sich immer mal wieder die Gelegenheit, zum Instrument zu greifen. Meine Kollegen wunderten sich und fragten, ob ich nicht jetzt Geschichte hätte oder ob ich neuerdings Musik unterrichten würde. Da dachte ich so für mich, dass das gar keine so schlechte Idee sei.

 Zehn Jahre später stand plötzlich diese Frage. An der neuen Schule, an der ich von nun ab unterrichten sollte, gab es keinen Musiklehrer. Die so genannte Wende im politischen Leben der Ostdeutschen brachte auch mir eine totale Veränderung im Lehrerdasein. Nachdem ich 13 Jahre Russisch und Geschichte gegeben hatte, waren nun andere Fachrichtungen gefragt. Also, warum sollte ich nicht mein musikalisches Talent nutzen? Außerdem hatte ich neben meiner Arbeit in mehreren Volkshochschulkursen gemeinsam mit meiner Tochter das Keyboardspielen erlernt.

Von nun ab ließ mich die Musik nicht mehr los. Ich bildete mich theoretisch und praktisch im Selbststudium weiter, interessierte mich für weitere Instrumente wie Panflöte, Ziehharmonika, Dudelsack usw.

Schließlich entschloss ich mich, eine Ausbildung bei professionellen Lehrern der Kreismusikschule im Fach Gesang und Klarinette zu machen. Das alles, der Musikunterricht bei meinen Schülern und das gemeinsame Musizieren sowie das Gestalten von kulturellen Höhepunkten bzw. Auftritten mit meiner Wilthener Singe- und Musiziergemeinschaft und mit meiner „Weiberbänd“ machen mich sehr glücklich. Mein Leben ist dadurch reicher, lebendiger und erfüllter geworden.